Die neu gewählte Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD), Margot Käßmann, räumt der Klage der Freien Christen, mit der ihr als Landesbischöfin der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers untersagt werden soll, ihre Kirche als „christlich“ zu bezeichnen, keine großen Erfolgsaussichten ein. Dies erklärte sie auf Anfrage kurz nach ihrer Wahl auf einer Pressekonferenz in Ulm.
Ihre Kirche, so Käßmann, sei „eine sehr gut christliche evangelische Kirche“. Denn, so ihre Begründung, bereits in den Augsburger Bekenntnissen stehe: „Kirche ist da, wo das Evangelium rein verkündigt und die Sakramente evangeliumsgemäß dargereicht werden. Das ist in unserer Kirche der Fall. Insofern habe ich keine Sorge darum, dass sie nicht christlich wäre.“
Der theologische Sprecher der Freien Christen, Dieter Potzel, ein ehemaliger lutherischer Pfarrer, erklärte hierzu: „Da beißt sich die Katze in den Schwanz. Bischöfin Käßmann unternimmt gar nicht erst den Versuch, die angebliche Christlichkeit ihrer Kirche auf Jesus von Nazareth zurückzuführen. Statt dessen behauptet sie in einem klassischen Zirkelschluss: Wir sind christlich, weil wir seit 450 Jahren Kirche sind und Sakramente spenden. So, als ob Jesus jemals eine Kirche gegründet und obendrein noch das Augsburger Bekenntnis verfasst hätte.“
Nähme man die Bischöfin beim Wort, so Potzel, würde dies auch dazu führen, dass die lutherische Kirche sich auch nicht mehr „Kirche“ nennen dürfe. Denn das Evangelium werde dort eben nicht „rein verkündigt“, sondern verdreht. Aus „Du sollst nicht töten“ mache die Kirche: „Du darfst unter bestimmten Umständen Gewalt anwenden und als letztes Mittel Kriege führen“. Aus „Häuft euch keine Schätze an, die Motten und Rost fressen“ mache die Kirche: „Uns stehen Subventionen des Steuerzahlers in Milliardenhöhe zu, weil das Tradition ist“. Und aus „Lehrt sie, tauft sie und lehrt sie halten alles, was ich euch befohlen habe“ habe die Kirche gemacht: „Tauft Säuglinge und sagt ihnen dann später, der Glaube allein genüge!“.
Auf die detaillierten Argumente der Freien Christen für den Christus der Bergpredigt in allen Kulturen weltweit in ihrer Klagebegründung, so Potzel weiter, sei Käßmann mit keinem Wort eingegangen. (Nachzulesen unter www.christus-oder-kirche.de.)
Immerhin gab sie aber im Verlauf der Konferenz zu, dass Martin Luther, dessen 500. Reformationsjubiläum gerade vorbereitet wird, zahlreiche „Schattenseiten“ gehabt habe, etwa seinen Antisemitismus oder seine immer wiederkehrenden Aufrufe zur Gewalt (gemeint ist gegen Täufer, Hexen und Bauern), und dass die lutherische Kirche diese „historische Last“ kritisch aufarbeiten müsse. Ihre Kirche neige ohnehin nicht zur „Helden- oder Heiligenverehrung“, so Käßmann.
„Man darf gespannt sein“, so Potzel, „ob es Käßmann gelingen wird, diese Außenseiterposition in ihrer eigenen Kirche durchzusetzen – zumal das dann rasch ans Eingemachte gehen würde. Auch das evangelische Bekenntnis, dass der Glaube allein für das „Seelenheil“ genüge, gehört zu diesem unseligen Erbe. Es widerspricht eklatant dem Tatglauben des Jesus von Nazareth. Denn, wenn der Glaube allein genügen würde – weshalb gab uns dann Gott die Zehn Gebote, in denen Er uns sagt, was wir tun (also nicht nur glauben) sollen? Und weshalb erzählte uns Jesus das Gleichnis von den klugen und törichten Jungfrauen? Die törichten glaubten zwar ganz fest daran, dass ihre Lampen brennen würden – und doch blieb ihnen die Himmelstür verschlossen, weil sie kein Öl darin hatten.“
Nähere Informationen unter: info@christus-oder-kirche.de, Telefon 09391-50 42 13
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